03. September 2020
4:30 Uhr

Mein Wecker klingelt. Für diese Uhrzeit bin ich erstaunlich wach. Mein Kopf ist direkt bei der Morgenroutine, die ich vorher noch nie so gemacht habe. Zuhause klappt alles und ich komme pünktlich mit dem Fahrrad um 5:50 Uhr auf Arbeit an.

Ich hole mir meine Dienstbekleidung für diesen Tag aus einem Automaten. Dieser steht im Keller. Ich fahre mit dem Fahrstuhl in das 3. Obergeschoss im Haus 29 des Uniklinikums Dresden, die OUC-S1.

Einen Tag vorher war ich bereits dort, um mich auf der Station, bei der Stationsleiterin, vorzustellen und zu erfragen, wann mein Dienst am nächsten Tag beginnt. Schwester Uta ist mir sofort sympathisch und meint, dass ich mich morgen auf der Toilette umziehen könne.

So bin ich dann kurz vor 6 Uhr in einer kleinen Mitarbeitertoilette und ziehe mich um. Ich finde es sehr unwürdig, mich so umzuziehen und nehme mir vor, mir einen anderen Ort zu suchen. Dieser Ort ist später die Männerumkleide, in der ich auch drei Monate später einen Spind bekommen. Somit ist das Umziehen kein Problem mehr.

 

6:00 Uhr

Dienstübergabe. Ich werde einer Seite meiner Station zugeteilt: Die A-Seite. Hier herrscht schneller Patientendurchlauf. Diese liegen meistens maximal eine Woche.

Übergeben wird in einem kleinen Pausenraum, mit einem Tisch in der Mitte, rechts einer Schließfachwand und links einem Kühlschrank und Arbeitsplatte, wo Kaffeemaschine und Toaster sich den Platz teilen. Wenn man durch die Glasschiebetür in den Raum tritt, blickt man auf eine Fensterwand mit Blick in den Innenhof. Es dämmert draußen.

Eine Kollegin meint, dass sie auf ihrer Seite noch jemanden gebrauchen könnte. Man einigt sich, dass ich die Seiten wechsel. So komme ich auf die B-Seite. Die septische Seite. Hier liegen die Patienten häufig länger als 14 Tage.

Übergeben wird jetzt vom Nachtdienst in einem Arbeitszimmer mit vier Computern. Jeder bekommt einen Zettel mit Zimmernummern und Patientennamen. Ich verstehe nur ein Viertel. Die Hälfte der Zeit verstehe ich Bahnhof. Und wiederum ein Viertel höre ich nicht zu, sondern bin geflasht von der Situation.

– Das besserte sich von Tag zu Tag. Jetzt kann ich sogar aktiv mitreden und mir werden schon bestimmte Aufgaben zugeteilt. – 

Der Nachtdienst ist fertig mit Übergeben und macht sich auf den Weg nach Hause. Man wünscht “Gute Nacht”, “Schönen Feierabend”, die Antwort lautet “Ruhiger Dienst”. Ich wunderte mich über diesen Ausdruck, aber ich sollte schon in der nächsten Woche diese Worte schätzen lernen.

 

6:45 Uhr

Mir wird erklärt, dass morgens als erstes alle Patienten gewaschen werden. Die Pflegekräfte übernehmen zusätzlich medizinische Aufgaben, wie Antibiosen anhängen und Tabletten verteilen. Ich lege munter los. Bei dem ersten Patient lerne ich auch sofort, wie man ein Hodenbänkchen baut. Ich denke das Wort ist relativ selbsterklärend.

Dann werde ich auch schon alleine durchgeschickt. Es macht sehr viel Spaß und ich merke direkt, dass das FSJ eine sehr gute Entscheidung gewesen ist. Ich stelle an mir selber fest, dass ich in eine Art Arbeitsmodus falle, in dem ich produktiv, schnell und gründlich meine Aufgaben erledige.

Vor einem Zimmer warnt mich meine Kollegin, sie meint, dass wir lieber gemeinsam rein gehen. Als wir dann vor dem Zimmer stehen, ich hatte vorher kurz reingeschaut, da geklingelt wurde, da war mir schon klar, warum ich gewarnt wurde. Ein Mann, 140 Kilo schwer, Diabetes, was ihn schon ein Bein gekostet hatte. Das zweite sollte auch noch folgen. Meine Kollegin machte einen Witz. Wir lachten kurz, sammelten uns und gingen rein.

Wäsche- und Verbandwägen auffüllen. Spülraum in Ordnung halten und nach Klingeln laufen, waren dann für die nächste Zeit meine Beschäftigung. Dann wurde mir die Messrunde erklärt. Bei jedem Patienten Temperatur und Blutdruck messen, nach Schmerzen und Stuhlgang fragen. Ich wurde schon beim zweiten Patienten alleine gelassen und machte die restlichen 18 Patienten im Arbeitsmodus selber fertig und trug die Werte in das krankenhauseigene Programm ein.

Gegen 10 Uhr gab es Frühstück, ich hatte aber eher was Mittagessenmäßiges dabei. Auch kein Problem, sagt man mir, weil viele es auch so handhaben. Hat sich bis heute nicht geändert.

Auf Arbeit esse ich um 10 Uhr mein Mittagessen. Das war es dann auch schon an diesem Tag.

Nachmittags kamen noch die Medikamente, die ich einsortierte und 14 Uhr saß ich mit bei der Übergabe für den Spätdienst.

Es war ein sehr spannender und aufregender Tag für mich und ich stellte jetzt schon fest, dass alle, denen ich an Kollegen begegnet war, super nett und freundlich waren. So ist es jetzt immer noch. Ich bin ein fester Bestandteil im Team. So kommt es auch häufig vor, dass wir gemeinsam lachen und Späße machen. Ich kann mir keine andere Station, Arbeit oder Kollegen vorstellen, als so, wie es gerade ist. Ich bin glücklich.

Text und Fotos: Leon Windemuth (Universitätsklinikum Dresden Orthopädie und Unfallchirurgie Station 1, IB Freiwilligendienste Sachsen Ost)

Mein erster Tag im FSJ

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